West-östlicher Divan
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West-östlicher Diwan

West-östlicher Divan

In zwölf Büchern

von Johann Wolfgang Goethe

Süßes Kind

An Suleika

Süßes Kind, die Perlenreihen,
Wie ich irgend nur vermochte,
Wollte traulich dir verleihen
Als der Liebe Lampendochte.

Und nun kommst du, hast ein Zeichen
Daran gehängt, das, unter allen
den Abraxas seines Gleichen,
Mir am Schlecht'sten will gefallen.

Diese ganz moderne Narrheit
Magst du mir nach Schiras bringen!
Soll ich wohl, in seiner Starrheit,
Hölzchen quer auf Hölzchen singen?

Abraham, den Herrn der Sterne,
hat er sich zum Ahn erlesen;
Moses ist in wüster Ferne
Durch den Einen groß gewesen.

David auch auch, durch viel Gebrechen,
Ja Verbrechen durchgewandelt,
Wusste doch sich loszusprechen:
"Einem hab' ich recht gehandelt."

Jesus fühlte rein und dachte
Nur den Einen Gott im Stillen;
Wer ihn selbst zum Gotte machte,
Kränkte seinen heil'gen Willen.

Und so muss das Rechte scheinen,
Was auch Mahomet gelungen;
Nur durch den Begriff des Einen
Hat er alle Welt bezwungen.

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