Arbeitsuchende Muslimas werden belästigt
Einige
der sehr häufig im Internet frequentierten Seiten des
Muslim-Markt sind die Seiten des Stellenmarktes. Hier
inserieren u.a. Muslimas, die aufgrund ihres Kopftuches auf
“konventionellem“ Weg nicht ohne Weiteres eine Stelle finden
können, obwohl sie teilweise über höchste Qualifikationen
verfügen. Über eine Stellenanzeige im Muslim-Markt hat schon
so manche Muslima dann doch eine geeignete Arbeitsstelle
gefunden, die nicht immer nur bei ebenfalls Muslimen war. Auch
Nichtmuslime, die sich durch die Anstellung einer Muslime die
Öffnung zu weiteren Käuferschichten versprechen, nahmen dieses
Angebot wahr. Die Inserenten zeichnen mit ihrer
e-Mail-Adresse, so dass eine unkomplizierte erste
Kontaktaufnahme möglich wird.
Bedauerlicherweise tummeln sich aber auch eine ganze Reihe von
hasserfüllt kranken Menschen im Internet, die man wohl als
entweder geistesgestört und/oder höchst gefährlich für die
Gesellschaft einstufen muss. Solche Personen warten nur
darauf, dass eine neue Stellenanzeige “mit Kopftuch“ im
Internet erscheint, um jener Frau dann alle möglichen
schlimmsten Verbrechen anzudrohen. In der scheinbaren
Anonymität des Internets wähnen sie sich sicher.
Aber nicht
jeder Verbrecher kennt sich offenbar mit dem Internet
hinreichend aus, denn es gibt tatsächlich einige Provider, wie
aol.de, web.de und andere, die durchaus die Identität des
Absenders kennen und bei polizeilicher Anfrage auch
weitergeben würden. Da uns betroffene Schwestern stets über
jene Hassmails informiert haben, haben wir einen besonders
hartnäckigen aol.de Nutzer an unseren Kontaktbeamten mit allen
notwenigen Nachweisen gemeldet. Er nahm die Unterlagen mit und
versprach, sich darum zu kümmern.
Einige
Monate später erhielt mein Bruder einen Brief von der
Staatsanwaltschaft, dass ein Verfahren mit einer für mich
unbekannten Nummer eingestellt worden sei, da der Absender
nicht zu ermitteln sei. Da es sich nur um obige Angelegenheit
handeln konnte, verlangten wir über unsere Anwaltskanzlei eine
kostenpflichtige Einsicht in die Akten. Das Ergebnis war
ernüchternd. Es war nie eine Anfrage bei aol.de gestellt
worden!
Dieses
exemplarische Beispiel dient hier nur dazu, dem Leser zu
verdeutlichen, was Muslime und insbesondere Muslimas in diesem
Land seit Jahren in so banalen Lebensbereichen wie der
Arbeitssuche durchmachen müssen, ohne dass irgendeine Zeitung
darüber berichten würde, ohne dass irgendwer sich darum
kümmern würde. Muslime sind auf sich allein gestellt und
suchen Hilfe bei denen, die sie ihnen gewähren. Wenn Polizei,
Staatsanwaltschaft und sämtliche Medien zusammen mit der
Politik sie im Stich lassen, dürfen sie sich nicht wundern,
wenn jene Muslimas nicht den besten Eindruck von ihrer
Gesellschaft haben.
Wir
jedenfalls hatten die naive Vorstellung, dass die Weitergabe
solcher Informationen hilfreich sein kann, den inneren Frieden
langfristig wahren zu helfen und die Integration zu fördern,
aber möglicherweise besteht ja gar kein Interesse daran,
gläubige und praktizierende Muslime und Muslimas zu
integrieren.
Das
Verhältnis zu unserem Kontaktbeamten und das Vertrauen in eine
sachlich-faire Kooperation wurde durch diese Angelegenheit
nicht unbedingt gefördert.