Studium, Forschungstaucher und
Befreiungstheologie
Während
meines Studiums – mein Bruder kämpfte noch mit seinem Abitur –
war ich von Anfang an
in Clausthal-Zellerfeld bei der ESG
sozial engagiert und besuchte einmal in der Woche eine
Bibelstunde bei den wenigen wirklich praktizierenden Christen,
die es in diesem Land gibt. Das Laienehepaar, welches später
die Stunde leitete, erzeugte in mir eine Faszination an
Gottesliebe. Zwar konnte ich die Geschichte mit der
Dreieinigkeit im Christentum nie so recht verstehen und
akzeptieren, aber das spielte damals keine große Rolle, denn
die Befreiungstheologie Nicaraguas stand auf der Tagesordnung!
Ernesto Cardenal, der als gläubiger Katholik und hoher
Geistlicher in Nicaragua seine Ideale sogar gegen den Papst
vertrat, war ein Vorbild. Die 30.000 täglich an Hunger
sterbenden Kinder unter fünf Jahren lagen bereits damals auf
unserem Gewissen, einem Gewissen, welches wir uns versucht
haben, bis heute zu bewahren. Die Bibelstunden verdeutlichten,
dass ein Mensch sich für die Bedürftigen engagieren muss!
Daher engagierte ich mich hauptsächlich in der
Hausaufgabenhilfe für Einwanderungskinder, die zumeist aus
ungebildeten muslimischen Familien stammten. Nebenbei sammelte
ich als minderbemittelter Student, der als studentische
Hilfskraft arbeitete, auch Geld für Afrika, da die Mutter
einer sehr gütigen Bekannten – eine gläubige Christin – in
Afrika engagiert war. Jene Bekannte ist heute
Hochschullehrerin im Bereich der Humangenetik. Sicherlich
werde ich auch das strahlende Gesicht des dunkelhäutigen
Pastors der methodistischen Kirche in Clausthal nicht
vergessen, der seinen Glauben erkennbar “lebte“.
Die Nächte meiner
ersten Studiensemester verbrachte ich mit Schachturnieren. Als
ehemaliger Schulmeister war ich teilweise besessen von diesem
Strategiespiel. Mein größter Widersacher war zu Schulzeiten
der Sohn des großen deutschen Verhaltensforschers Vitus B.
Dröscher mit dem Namen Lutz. Er war leider immer besser
gewesen.
Ich
hinkte mit dem Abitur meinem Bruder vier Jahre hinterher.
Eigentlich wusste ich gar nicht, was ich danach machen sollte.
Es gab zwei Interessen, die ich hatte. Die eine war
Flugzeugbauingenieur (gut, dass ich das nicht geworden bin,
kurz nach dem 11. September 2001 wäre ich wohl gefeuert
worden), das andere war ... na ja, das andere war
“Wissenschaftlicher Forschungstaucher“?! Das bedarf wohl einer
Erklärung:
Während
meiner Schulzeit hatte ich manchmal meinen Bruder in
Clausthal-Zellerfeld übers Wochenende besucht. Das Einzige,
was ich vom Studium meines Bruders mitbekam, war Surfen und
Tauchen. An der TU Clausthal konnte man nämlich zum
Wissenschaftlichen Forschungstaucher ausgebildet werden. Und
mein Bruder hat mich zum Training mitgenommen. Nicht das man
das jetzt falsch versteht; ich habe ihn schließlich nur am
Wochenende besucht. In der Woche war er sicherlich nur mit dem
Studium beschäftigt. Nun, das Tauchen hat mich so begeistert,
dass ich es auch gerne machen wollte. Also erkundigte ich mich
nach dem, was man alles in Clausthal studieren konnte. Es kam
eigentlich nur Verfahrenstechnik für mich in Frage. Um also
Wissenschaftlicher Forschungstaucher zu werden, habe ich
Verfahrenstechnik studiert.
Zu
jener Zeit habe ich es aber nicht versäumt, meinen ersten
Qur´an in deutscher Sprache zu kaufen und ihn zu lesen. Mir
war bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht klar gewesen, dass
in diesem Qur´an bis heute nichts verändert wurde. Man kann
heute einen Qur´an aus China kaufen, aus Russland, aus
Spanien, Deutschland, Iran, Arabien woher auch immer, man wird
im arabischen Original immer exakt das gleiche Buch bekommen.
Natürlich entstanden ständig Fragen. Ich hatte jedoch das
Glück einen gelehrten Menschen zu treffen, der all diese
Fragen und auch alle Nachfragen beantworten konnte. Ich war
selber überrascht, wie eindeutig und klar alle Fragen, die ich
in mir trug, zu meiner Zufriedenheit beantwortet werden
konnten. Es hat nicht lange gedauert, bis ich überzeugt war,
dass der Islam die logische Fortsetzung des wahren Judentums
und des wahren Christentums ist, und dass unser Schöpfer diese
Religionen in der genannten Reihenfolge den Menschen
übermittelt hat, um sie rechtzuleiten.