Gebrüder Özoguz

Wir sind (keine) “fundamentalistische Islamisten“ in Deutschland

Eine andere Perspektive

Dr. Yavuz Özoguz und Dr. Gürhan Özoguz

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Studium, Forschungstaucher und Befreiungstheologie

Während meines Studiums – mein Bruder kämpfte noch mit seinem Abitur – war ich von Anfang an[1] in Clausthal-Zellerfeld bei der ESG[2] sozial engagiert und besuchte einmal in der Woche eine Bibelstunde bei den wenigen wirklich praktizierenden Christen, die es in diesem Land gibt. Das Laienehepaar, welches später die Stunde leitete, erzeugte in mir eine Faszination an Gottesliebe. Zwar konnte ich die Geschichte mit der Dreieinigkeit im Christentum nie so recht verstehen und akzeptieren, aber das spielte damals keine große Rolle, denn die Befreiungstheologie Nicaraguas stand auf der Tagesordnung! Ernesto Cardenal, der als gläubiger Katholik und hoher Geistlicher in Nicaragua seine Ideale sogar gegen den Papst vertrat, war ein Vorbild. Die 30.000 täglich an Hunger sterbenden Kinder unter fünf Jahren lagen bereits damals auf unserem Gewissen, einem Gewissen, welches wir uns versucht haben, bis heute zu bewahren. Die Bibelstunden verdeutlichten, dass ein Mensch sich für die Bedürftigen engagieren muss! Daher engagierte ich mich hauptsächlich in der Hausaufgabenhilfe für Einwanderungskinder, die zumeist aus ungebildeten muslimischen Familien stammten. Nebenbei sammelte ich als minderbemittelter Student, der als studentische Hilfskraft arbeitete, auch Geld für Afrika, da die Mutter einer sehr gütigen Bekannten – eine gläubige Christin – in Afrika engagiert war. Jene Bekannte ist heute Hochschullehrerin im Bereich der Humangenetik. Sicherlich werde ich auch das strahlende Gesicht des dunkelhäutigen Pastors der methodistischen Kirche in Clausthal nicht vergessen, der seinen Glauben erkennbar “lebte“.

 Die Nächte meiner ersten Studiensemester verbrachte ich mit Schachturnieren. Als ehemaliger Schulmeister war ich teilweise besessen von diesem Strategiespiel. Mein größter Widersacher war zu Schulzeiten der Sohn des großen deutschen Verhaltensforschers Vitus B. Dröscher mit dem Namen Lutz. Er war leider immer besser gewesen.

Ich hinkte mit dem Abitur meinem Bruder vier Jahre hinterher. Eigentlich wusste ich gar nicht, was ich danach machen sollte. Es gab zwei Interessen, die ich hatte. Die eine war Flugzeugbauingenieur (gut, dass ich das nicht geworden bin, kurz nach dem 11. September 2001 wäre ich wohl gefeuert worden), das andere war ... na ja, das andere war “Wissenschaftlicher Forschungstaucher“?! Das bedarf wohl einer Erklärung:

Während meiner Schulzeit hatte ich manchmal meinen Bruder in Clausthal-Zellerfeld übers Wochenende besucht. Das Einzige, was ich vom Studium meines Bruders mitbekam, war Surfen und Tauchen. An der TU Clausthal konnte man nämlich zum Wissenschaftlichen Forschungstaucher ausgebildet werden. Und mein Bruder hat mich zum Training mitgenommen. Nicht das man das jetzt falsch versteht; ich habe ihn schließlich nur am Wochenende besucht. In der Woche war er sicherlich nur mit dem Studium beschäftigt. Nun, das Tauchen hat mich so begeistert, dass ich es auch gerne machen wollte. Also erkundigte ich mich nach dem, was man alles in Clausthal studieren konnte. Es kam eigentlich nur Verfahrenstechnik für mich in Frage. Um also Wissenschaftlicher Forschungstaucher zu werden, habe ich Verfahrenstechnik studiert.

Zu jener Zeit habe ich es aber nicht versäumt, meinen ersten Qur´an in deutscher Sprache zu kaufen und ihn zu lesen. Mir war bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht klar gewesen, dass in diesem Qur´an bis heute nichts verändert wurde. Man kann heute einen Qur´an aus China kaufen, aus Russland, aus Spanien, Deutschland, Iran, Arabien woher auch immer, man wird im arabischen Original immer exakt das gleiche Buch bekommen.

Natürlich entstanden ständig Fragen. Ich hatte jedoch das Glück einen gelehrten Menschen zu treffen, der all diese Fragen und auch alle Nachfragen beantworten konnte. Ich war selber überrascht, wie eindeutig und klar alle Fragen, die ich in mir trug, zu meiner Zufriedenheit beantwortet werden konnten. Es hat nicht lange gedauert, bis ich überzeugt war, dass der Islam die logische Fortsetzung des wahren Judentums und des wahren Christentums ist, und dass unser Schöpfer diese Religionen in der genannten Reihenfolge den Menschen übermittelt hat, um sie rechtzuleiten.

[1] Ende der Siebziger Jahre

[2] Evangelische Studentengemeinde

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