Türken vor Wien
Zu
jener Zeit entwickelten wir auch die ersten Kontakte zu
deutschsprachigen Muslimen in Österreich. In gegenseitigen
Besuchen auf den jeweiligen Kongressen und Tagungen konnten
wir eine große geistige Nähe feststellen. Wien ist auch für
deutsche Muslime eine echte Fundgrube. In der Schatzkammer
kann man u.a. ein Schwert eines deutschen Kaisers begutachten,
auf welcher die Sure Nasr (die 110. Sure des Heiligen Qur´an)
eingraviert ist. Es war ein Geschenk eines muslimischen
Sultans, und damit wurden ausgewählte Soldaten zu Rittern
geschlagen. In einem großen Saal ist auch ein sehr langer
Umhang eines deutschen Kaisers ausgestellt, auf den Verse des
Heiligen Qur´an eingestickt sind.
In Österreich war
die Lage der Muslime schon seit langem anders als in
Deutschland. Dort war der Islam eine staatlich anerkannte
Religion mit ihren Vertretern, und der Umgang erschien uns
Nordlichtern zumindest unbeschwerter als in Deutschland.
Obwohl die Türken ja vor Wien standen und nicht vor Berlin,
war der Umgang mit dem Islam und den Muslimen in der deutschen
Hauptstadt erheblich verkrampfter.
Die
österreichischen Glaubensgeschwister waren auch in der
Ausbildung ihrer eigenen Jugend sehr viel fortschrittlicher
als die Deutschen. Beispielsweise gab es schon einen echten
Österreicher, der in der Heiligen Stadt Qum (Iran) zum
“Hodschat-ul-Islam“
ausgebildet wurde und die Würde einer solchen Ausbildung
tragen konnte. Einziges Problem war, dass manche Österreicher,
die zu solchen Ausbildungen geschickt wurden, ungern zurück
kamen, da sie sich im Iran wohler fühlten.