Gebrüder Özoguz

Wir sind (keine) “fundamentalistische Islamisten“ in Deutschland

Eine andere Perspektive

Dr. Yavuz Özoguz und Dr. Gürhan Özoguz

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Wir brechen den Kontakt zur Kooperation ab

Unser Kontaktbeamte rief uns jedes Mal mit noch trüberer Stimme an, wenn er den Auftrag hatte, uns zu einem “Vorfall“ zu vernehmen, da ihm offenbar an der erst neu begonnenen Kooperation gelegen war. Aber es waren seine Vorgesetzten bzw. andere staatliche Stellen, die ihm seine Arbeit nicht unbedingt erleichterten.

Doch das dritte Ermittlungsverfahren sollte die Krönung darstellen. Im Zuge des Libanon-Krieges durch Israel 2006 hatten wir die extreme Wut einiger muslimischer Kreise gespürt. Daher hatte ich es für notwenig erachtet, einen Text zu verfassen mit der Überschrift: “Ist in solch einer Welt Terrorismus erlaubt?“ Nach Darlegung der aktuellen Weltsituation aus muslimischer Sicht verdeutlichte ich in dem Text, dass “trotz allem“ Terrorismus mit islamischen Normen nicht vereinbar ist! Der Text war eine flammende Fürsprache für das friedliche Miteinander in der Welt und auch in Deutschland! An dem Tenor des Textes hatte auch niemand etwas auszusetzen. Dennoch musste unser Kontaktbeamte uns anrufen, und bat in wirklich überhöflichem Ton darum, ob wir den Text nicht aus dem Internet nehmen könnten, da sonst ein Ermittlungsverfahren gegen mich eröffnet werden müsste. Ich war mehr als verwundert, denn ausgerechnet bei jenem Text konnte ich mir nun absolut nicht vorstellen, warum das der Fall sein sollte. Herr Meyer erläuterte es mir, wobei aus seiner Erläuterung klar wurde, dass er selbst unter Druck stand und diesen Weg der Kooperation auch nicht für besonders ergiebig hielt. Aber ihm waren die Hände gebunden.

Es ging um einen Satz, den ich bei der Beschreibung des “Ist-Zustandes“ geschrieben hatte:

„Das Blut von Millionen von Menschen klebt an den Händen von Olmert, Bush und Blair. Und neuerdings versucht Merkel jene Hände zu reinigen und merkt nicht, wie ihre eigenen Hände dabei blutverschmierter werden. Das ist die Lage der Welt.“

Es sei daran erinnert, dass jener Satz noch vor dem Gaza-Massaker erfolgte. Herr Meyer bat mich wirklich sehr höflich, ob ich das nicht abändern könne, denn es ginge möglicherweise um ein Ermittlungsverfahren wegen “Verunglimpfung eines Staatsorgans“ gegen mich. Das konnte doch nicht wahr sein. Da versuchte offenbar irgendeine Instanz mit allen Mitteln jede Kritik an Israel zu unterdrücken. Selbst wenn es auf Kosten der eigenen Bürger und der Meinungsfreiheit in Deutschland geht. Auch meine Anwältin war verdutzt und jeder rechtlich bewanderte, dem ich den besagten Text im Anschluss in vollständiger Form gezeigt habe, hat nur mit dem Kopf geschüttelt.

Es war einerseits nicht meine Absicht, in Opposition zu dem Staat zu treten, dessen Staatsbürger ich bin, aber andererseits konnte es so nicht weiter gehen. Da der Text im Wesentlichen dazu diente, einige aufgrund des Massakers im Libanon aufbrausende Muslime zu besänftigen und das offenbar nicht erwünscht war, nahm ich den Text aus dem Internet heraus. Dieses Mal war der Schaden vor allem für Deutschland selbst auf Befehl von deutschen Beamten. Unmittelbar darauf schrieb ich unserem Kontaktbeamten in einer ausführlichen Darlegung, dass unsere “Kooperation“, die ja noch gar nicht richtig begonnen hatte, sein Ende gefunden hat. Denn eine Kooperation die einerseits keinen Schaden von Muslimen abhalten kann und andererseits lediglich dazu dienen soll, Israel vor Kritik zu schützen, konnte und wollte ich als Bürger Deutschlands nicht fördern.

Wer weiß, wie viele derartige Akten gegen Muslime in diesem Land existieren. Zwar wurden meine Akten inzwischen allesamt wieder geschlossen, zumal wir uns mit unserer Anwältin darauf verständigt haben, nicht mehr zu reagieren, sondern es ggf. auf einen Prozess durch mehrere Instanzen ankommen zu lassen, um endgültig abzuklären, in welcher Form Kritik an Israel in Deutschland erlaubt ist, aber nicht jeder Muslim im Land dürfte dieses Stehvermögen haben.

Meine innere Bringschuld gegenüber dem BKA hatte ich aber mehr als erfüllt, und mein Gewissen fühlte sich befreit von dem Druck, solch einer Behörde etwas zu schulden. Ich will aber nicht verhehlen, dass ich mich gerne dafür eingesetzt hätte, dass die Integration von Muslimen in diesem Land etwas unproblematischer erfolgen kann, und mehr dafür getan wird, dass Frieden gefördert wird, aber ganz offenbar war und ist das nicht erwünscht. Von meinem Bruder und meiner Familie weiß ich, dass er die Entwicklung ähnlich bedauert.

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