Gedichte im Islam
Gedichte des Baki
Aus der Elegie auf
Sultan Süleymans Tod

von Baki übersetzt von Prof. Annemarie Schimmel

Wie ich im Kummer um dich rastlos Länder durchjage,
Wandre die Wolke am Himmel und weine und klage!
Jammer der Vögel der Frühe erfülle die Welten:
Rose, zerreiße dein Kleid! Sprosser, Totenlied sage!
Tränen um Tränen vergieß das Gebirg in die Täler,
Zause die Locken der Hyazinthen im Hage‘
Rose senke aus Schmerz nun ihr Haupt in den Wegstaub,
Gleich der Narzisse sie nach dem Gerichtstage frage!
Tulpengleich brenne das Innre des Moschusbehälters,
Denkt er des Dufts, den das Wesen des Schahs in sich trage!
Machten die Meere die Welten zu perlenden Augen:
Kerne so fürstliche Perle wie du käm zutage!
Herz, o du btst mein Vertrauter und gleich mir gestimmet:
Komm, lass der Rohrflöte gleich uns beginnen die Klage!
Lass uns beginnen Musik nun des Seufzens und Schrei‘s
Dass unsere Verse erregen die Männer im Kreis!
Hat doch dein Schwert einst die Zungen der Feinde bezwungen:
Niemand mehr stritt; ausgeschnitten war allen die Zungen.
Ragender Trieb der Zypresse erblickt deine Lanze -
Nie ist vorm Wärter das Wort ihr vom Hochmut erklungen!
Wo auch der Fuß deines Rosses berührte den Boden,
Streuten dir hin ihre Seelen die Alten und Jungen.
Vogel der Leidenschaft weilet nicht in des Entwerdens.
Wuste - ersucht, dass ihm eilends die Heimkehr gelungen.
Gleich einem Schwerte hast du alle Länder der Erde
Ringsum mit eisenumgurteten Helden durchdrungen.
Tausend eroberte Tempel schufst du zu Moscheen,
Statt Glockenschlagen wird dort der Gebetsruf gesungen.
Aber der Abreise Pauke, sie ward doch geschlagen,
Zum Paradies hat sogleich sich die Seele geschwungen.
Gott sei gedankt, dass du glücklich bist dort wie auch hier:
„Sieger“ und „Märtyrer“ - die Namen schenkte er dir!

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