Gedichte im Islam
Madschnuns Liebesbrief

von Dschami übersetzt von Purandocht Prayech

Es sah Madschnun ein Wandersmann,
Allein in der Wüste traf er ihn an.

Mit den Fingern schrieb er in den Sand
Worte, wie mit einer Feder gewandt.

„O Madschnun“, sprach er, „welch Wahnsinn ist dies,
Einen Brief zu schreiben, den keiner liest.

Hatte je eine Tafel aus Sand Bestand – seit wann,
Dass irgendeiner diese nach dir lesen kann?“

„Gutes“, sagt er, „schreib ich über Leili,
Um zu lindern den Schmerz, den ich fühl um sie.

Im Geheimen schrieb ich erst ihren Namen,
Worte über Liebe und Treue, ganz wie sie kamen.

Außer einem Namen ich nichts von ihr hab,
Durch ihn sie meinem Nichts Größe gab.

Ohne je von ihrem Kelch getrunken zu haben,
Spiel ich mein Liebesspiel nur mit ihrem Namen.“

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