Gedichte im Islam

Hafiz preist das Gedicht eines Freundes

von Muhammad Schams ad-Din (Hafiz) aus seinen Ghaselen, übersetzt von Friedrich von Bodenstedt 1877

Dein Gedicht, Freund, brauch' ich nicht zu loben!
Wer sucht einen Führer wenn von oben
Hell die Sonne strahlt? Ruhm ohne Schranken
Ziemt Dir, der die Jungfrau der Gedanken
Uns gemalt in solcher Wunderpracht!
Schöneres hat kein Menschengeist erdacht.
Hier ist aller Herrlichkeit die Fülle,
Zart umwoben von durchsichtger Hülle.
Herz, Verstand, Gemüt, zu gleicher Zeit
Fühlt sich hier gesellet und befreit,
Wie gelang Dein Lied so ohne Mängel?
Braucht' es Gabriel zu Dir, der Engel?
Haben's Geisterstimmen Dir gesungen,
Dich begeisternd zu sich aufgeschwungen?
Denn so ganz vollendet, Freund, wie Deines,
Klang von früher'n Liedern mir noch keines.

 

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