Gedichte im Islam
Lass uns

von Nedim, übersetzt von Prof. Annemarie Schimmel

Lass uns dieses Herz vergnügen, lass es nicht so traurig flehn!
Komm, du wandelnde Zypresse, lass nach Saadabad uns gehn!
Sieh dort an der Landesteile drei Paar Boote wartend stehn -
Komm, du wandelnde Zypresse, lass nach Saadabad uns gehn!

Lass uns lachen, lass uns spielen, lass uns recht die Welt genießen,
Aus der neuerschlossnen Quelle Wasser trinken-, von dem süßen,
Lass uns sehn, wie Lebenswasser aus den Drachenmäulern fließen -
Komm, du wandelnde Zypresse, lass nach Saadabad uns gehn!

Manchmal wollen wir lustwandeln an des Wasserbeckens Rand,
Bald das Gartenschloss bestaunen, welch ein Wunder dort entstand,
Und dann wohn wir Lieder singen, Verse lesen, hiebentbrannt -
Komm, du wandelnde Zypresse, lass nach Saadabad uns gehn!

Nimmst du von der Mutter Urlaub - heut sei Freitagsandacht, sag!
Von dem grollend - bösen Himmel wolln wir stehlen einen Tag,
Wandelnd auf versteckten Pfaden langsam bis zum Bootsverschlag -
Komm, du wandelnde Zypresse, lass nach Saadabad uns gehn!

Eines du, eines ich, ein Sänger noch mit süßen Melodien,
Und, wenn gütigst du erlaubtest, noch, ganz liebestoll, Nedim -
Unsre andern Freunde, Süßes, lassen wir für heute ziehn:
Komm, du wandelnde Zypresse, lass nach Saadabad uns gehn!

 

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