Gedichte im Islam
Der Schlüssel in der Hand

von
Friedrich Rückert

Zu seinem Vater sprach der Sohn:
Geld will ich, Vater, gib mir Geld.
„Ich habe keins.“ Ich weiß es schon,
Was dort die Truh’ enthält.
Wo ist der Schlüssel zu der Truh?
„Der Schlüssel ist in meiner Hand.“
Der Vater hielt, der Sohn griff zu,
Den Schlüssel ihm entwand.
Die Finger krümmen wie ein Reif
Um den geraubten Schlüssel sich,
Sie krümmen sich und werden steif,
Und ihre Kraft entwich.
Der Schlüssel ist in seiner Hand,
Der Schlüssel zu des Vaters Truh,
Allein die Hand ist nicht im Stand
Dass sie das Schloss auftu.
Das Geld bleibt in des Vaters Truh,
Der Schlüssel in des Sohnes Hand.
Den Sinn des Worts erschließen du!
Dein Schlüssel ist Verstand.

Aus: Sieben Bücher Morgenländischer Sagen und Geschichten

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