Gedichte im Islam
Der Schwarze Stein
über den Schwarzen Stein [hadschar-ul-aswat]

von
Friedrich Rückert

Der schwarze Stein der Kaaba,
Der weiß vom Himmel kam,
Und durch der Menschen Sünden
Die schwarze Farb’ annahm.
Annahmen wird das Ende
Der Welt zu jener Frist,
Wo unterm Kuss der Frommen
Er weiß geworden ist.
Einmal in seinem Leben
Muss küssen diesen Stein,
Wer irgend sich will rühmen
Ein Muselmann zu sein.
Die Wallfahrt zu der Kaaba
Ist jedes Moslims Pflicht;
Und wer den Stein nicht küsset,
Der macht die Wallfahrt nicht.
Einmal war unterbrochen
Die Wallfahrt zwanzig Jahr,
der Stein hinweg genommen,
Als Gott erzürnet war.
Das waren die Karmaten,
Die, als im höchsten Schwung
War ihre Macht, es taten
Auf Gottes Zulassung.
Die erst mit frechen Händen
Ihn weggenommen dort,
Und nachher ihn freiwillig
Zurückgebracht zum Ort.
Sie sagten, dass sie beides
Auf Antrieb höh’rer Macht
Ihn erst hinweg genommen
Und nun zurück gebracht.
Sie sagten, dass mit vierzig
Kamelen sie ihn fast
Hinweg nicht konnten bringen,
So schwer wog seine Last.
Mit Leichtigkeit dagegen
Trug auf der Wiederfahrt
Ihn ein Kamel, ein magres,
Das fett davon noch ward.

von Friedrich Rückert aus
Sieben Bücher morgenländischer Sagen und Geschichten", Stuttgart 1837

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