Gedichte im Islam
Omar ben Abdelasis
Über Umar ibn Abdul Aziz

von
Friedrich Rückert

Als Omar Ben Abdelasis,
Vom Stamm Omeia’s, der Chalife,
Der sich als Freund von Ali’s Stamm bewies,
Beschlossen hatte, dass er widerriefe
Den herden Fluch, den sein Geschlecht,
Erbittert gegen Ali’s bessres Recht,
Auf Ali und die Seinen beim Gebete
Zu legen pflegt’ an gottgeweihter Stäte;
Stellt’ er erst einen Juden an ,
Er sollte öffentlich in aller Fürsten Mitte
Zur Eh um seine, des Chalifen, Tochter bitten;
Und als der Jude dies getan,
Sprach Omar: Wie könnt’ ich mein Kind dir geben?
Du bist doch ein Ungläub’ger eben.
Und jener abgeredtermaßen spricht:
Gab seine Tochter doch an Ali der Prophete!
„Wohl! Aber Ali war ungläubig nicht.“ –
„Warum verfluchet ihr ihn also beim Gebete?“
Da wandte Omar sich mit ernstem Angesicht
Zu all den Seinen, hoch und nieder:
Was könnet ihr dem Juden drauf erwidern? –
Sie fügten sich, dass für den unterdrückten Fluch
Gesprochen sei der Koranspruch:
Vergib uns Gott und unsern Brüdern,
Die mit uns eines Glaubens sind!
Kaum aber dass er so gelind
Sich seines Stammes Gegnern hat erwiesen,
Wird er gemisbraucht schon von diesen
Schuseib , der offen gegen das Geschlecht
Omeia’s sich empört für Ali’s bess’res Recht,
Verlangt von ihm, er soll nun auch beschließen
Fluch über jene, die dem Ali fluchen ließen.
Das hat er klüglich abgelehnt:
Des Wortes Macht ist nicht auf jenseits ausgedehnt;
Selbst über Pharao, der Schweres hat verbrochen,
Wird öffentlich kein Fluch gesprochen.
So wollt’ er Frieden stiften hier und dort,
Und hat mit beiden Teilen es verdorben;
Die Widersacher blieben’s immerfort,
Und von den Seinen ist vergiftet er gestorben.

von Friedrich Rückert aus
Sieben Bücher morgenländischer Sagen und Geschichten", Stuttgart 1837

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