Gedichte im Islam
Anbetung Gottes

von Dschalaleddin Rumi

Wir sind wie Harfen, Du bist, sie zu schlagen -
Das Klagen: nicht von uns - von Dir dies Klagen!
Wir sind wie Flöten - unser Sang von Dir
wir sind wie Berge - Echoklang: von Dir '
Wie Schachfiguren, hin- und hergeschoben,
Sieg und Schachmatt - von Dir ist's, den wir loben.
Wer sind wir denn? Du bist der Seele Seele -
So lang' wir leben, ist’s durch Deine Seele!
Wir sind nur Nicht-Sein - unser ganzes Sein
bist Du, o Herr, das Absolute Sein.
Wir sind ja Löwen, auf dem Banner wehen
die jeden Augenblick vom Wind sich drehen
Man sieht ihr Flattern, doch nicht den Wind -
Sind wir denn für das Unsichtbare blind?
Denn unser Wind und Sein, Dein Geschenk ist
und unser Dasein, von Dir geschaffen ist
Dem Nichtsein zeigst die Süße Du des Seins
und ließt in Dich verlieben das Nichtsein
Nimm nicht zurück die Süße Deiner Gabe!
Nimm nicht zurück den Wein, das Glas, die Labe!
Und nähmst Du sie - wer könnte Dich befragen?
Rann Streit das Bild mit seinem Maler wagen'.'
Blick nicht auf uns, o schaue uns nicht an.
sieh Deine eig'ne Huld und Großmut an!
Wir waren nicht und hatten kein Begehren,
doch Deine Huld könnt' Ungesproch’nes hören -
Dien Bilder vor dem Maler und der Feder sind
unfähig wie ein im Mutterleib das Kind.
Und vor der Gottesmacht sind alle Wesen
so hilflos wie Stoffe vor der Nadel gewesen.
Bald formt Er einen Dschinn, auch Menschen bald,
bald ist Sein Bild voll Freude, voll Kummer bald,
und keine Hand bewegt in Abwehr sich.
und keine Rede von Nutz und Schaden spricht.
Und schießen einen Pfeil wir, tun es nicht wir-
Wir sind der Bogen - Gott ist, der wirkt hier!

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de