Gedichte im Islam
Sulaikas Liebeslied

von Dschalaleddin Rumi

Sulaika, sieh, gab allem — von der Raute
bis hin zur Aloe — den Namen «Yusuf».
In allen Namen barg sie seinen Namen —
Nur den Vertrauten tat sie dieses kund.
Und wenn sie sprach: «Das Wachs ward weich vom Feuer»,
so meinte sie: «Der Freund war lieb zu mir.»
Und wenn sie sprach: «Schaut, wie der Mond dort aufgeht!»
Und wenn sie sprach: «Grün ward der Weidenzweig.»
Und wenn sie sprach: «Wie doch die Blätter zittern!»
Und wenn sie sprach: «Wie schön die Raute brennt!»
Und wenn sie sprach: <‘Mit Rosen sprach der Sprosser!»
Und wenn sie sprach: «Der Fürst enthüllt Geheimes.»
Und wenn sie sprach: «Das Glück, wie herrlich strahlt es!»
Und wenn sie sprach: «Klopft mir den Teppich aus!»
Und wenn sie sprach: «Der Träger brachte Wasser.»
Und wenn sie sprach: «Die Sonne, seht, ging auf!»
Und wenn sie sprach: «Sie kochten gestern Speise»,
Und wenn sie sprach: «Gemüse ist jetzt gar!»
Und wenn sie sprach: «Es fehlt dem Brot am Salze!»
Und wenn sie sprach: «Der Himmel läuft verkehrt!»
Und wenn sie sprach: «Mir tut der Kopf so weh jetzt!»
Und wenn sie sprach: «Mein Kopfweh ist vorbei» -
Wenn sie es lobte, hieß es «Sein Umfangen»,
und wenn sie tadelte, hieß «Trennung» es;
Und wenn sie hundertausend Namen häufte -
sie meinte Yusuf, wollte Yusuf nur.
War hungrig sie und sagte seinen Namen,
so ward sie satt, berauscht von seinem Becher,
Pelzmantel war er ihr zur Zeit der Kälte -
das tut des Freundes Name in der Liebe!

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