Gedichte im Islam
Getreide

von Orhan Veli, übersetzt von Prof. Annemarie Schimmel

Es streckt sich grenzenlos das Feld,
Die Glocke klingt an Tür und Turm.
Es streckt sich grenzenlos das Feld,
Die letzte Mahd begann im Sturm.

Der Pfeil von seinem Bogen schnellt,
Der Mund der Brunnen öffnet sich.
Der Pfeil von seinem Bogen schnellt,
o Angst, bis Kälte mich beschlich!

Das Korn steigt an das Himmelszelt,
Die Schatten wachsen erdenwärts.
Das Korn steigt an das Himmelszelt,
Mein Gott! Mein Gott! Heil diesen Schmerz ...

Es streckt sich grenzenlos das Feld,
Die Glocke klingt an Tür und Turm.
Es streckt sich grenzenlos das Feld,
Die letzte Mahd begann im Sturm.

Ein Lot für uns von Mehl, von SpeIt.
Lauf rasch, weil Joseph Korn verschenkt -
Ein Lot für uns von Mehl, von Spelt,
Eh sich das Dunkel endlos senkt.

Das Zinn im Topf zerschmilzt, zerfällt,
Die Kinder solln am Berg nicht schrein.
Das Zinn im Topf zerschmilzt, zerfällt,
Kein Omar tritt zur Hilfe ein.

Gepäck und Sattel gleich gesellt,
Und jeder ruft, sucht fort und fort.
Gepäck und Sattel gleich gesellt,
Und jeder reist zum gleichen Ort.

Das Rasthaus ward nun aufgestellt,
Das Alter denkt an leere Zeit.
Das Rasthaus ward nun aufgestellt,
Von Stimmen voll ein Friedhof weit.

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